top of page

GESCHICHTE

Brautradition in der Familie

Gründer Lorenz Prelinger erzählt:


„Meine Urgroßmutter stammte aus einer Wiener Bierbrauer-Dynastie. Sie war eine sehr starke Persönlichkeit, die die ganze Familie geprägt hat. Die Lebensgeschichte ihres Großvaters, Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof, ist mir von meinem Vater oft erzählt worden und hat mich immer inspiriert. Je mehr ich mich später mit dieser Geschichte befasst habe, desto mehr wuchs in mir der Wunsch, es ihm nachzutun.

Adolf Ignaz stammte aus einer in Böhmen ansässigen jüdischen Familie. Seine Vorfahren waren über mehrere Generationen hinweg Schnapsbrenner gewesen. Das christliche Handwerk des Bierbrauens war Juden bis ins frühe 19. Jahrhundert verboten. Nachdem dieses Verbot aufgehoben worden war, ließ sich der 1801 im böhmischen Smirschitz geborene Adolf Ignaz Mautner um 1820 zum Bierbrauer ausbilden. 

 

1834 gelang es ihm, die Pacht der örtlichen Schlossbrauerei zu übernehmen. Bereits sechs Jahre später, 1840, weigerte sich die kaiserliche Schlossverwaltung jedoch, den Pachtvertrag zu verlängern. Adolf Ignaz sah sich gezwungen, seine Heimat zu verlassen, und musste noch einmal von vorn anfangen. Er übersiedelte nach Wien und pachtete dort das Bürgerspital-Brauhaus in Sankt Marx, eine kleine Brauerei, die damals für die schlechte Qualität ihres Bieres bekannt war. Im Jahr 1846 ließ er sich mit seiner Familie katholisch taufen. Neben Glaubensfragen tat er dies vermutlich auch, um seiner Familie eine unbeschränkte Aufenthaltserlaubnis in Wien zu sichern und um das Eigentum an der Brauerei erwerben zu können, was ihm 1857 schließlich gelang. Dies wäre einem Juden zu diesem Zeitpunkt noch verboten gewesen. 

 

Durch verschiedene Weiterentwicklungen der Brautechnik hatte Adolf Ignaz die Bierqualität in Sankt Marx bereits deutlich verbessert. Unter anderem ermöglichte ihm seine Erfindung des ,Normal-Bierlagerkellers System Mautner' im Jahr 1843, die Kühlung durch Natureis teilweise durch eine Wasserkühlung zu ersetzen. Dies war der Durchbruch, denn er konnte damit erstmalig ganzjährig in größeren Mengen untergäriges Bier von konstanter Qualität produzieren, und das
30 Jahre vor der Einführung der Kühlmaschine von Carl von Linde in der Münchner Spaten-Brauerei. Das waren Meilensteine der sogenannten Lagerbierrevolution des 19. Jahrhunderts. Die Lagerbiere, wie wir sie heute kennen, zum Beispiel das Münchner Hell, veränderten damals den Biergeschmack in der ganzen Welt.

 

image005.jpg

Aber das war noch nicht alles: Die Umstellung der Bierproduktion auf untergärige Sorten hatte in ganz Europa einen unerfreulichen Nebeneffekt: Den Weißbäckern ging die Hefe für ihre Brote und Semmeln aus, die sie bisher von den Brauern bezogen hatten. Die untergärige Hefe war für das Backen deutlich schlechter geeignet als die obergärige. Adolf Ignaz entwickelte daraufhin in Sankt Marx zusammen mit seinem späteren Schwiegersohn Julius Reininghaus das sogenannte Wiener Verfahren zur Herstellung von Backhefe mit konstanter Qualität und Haltbarkeit. Dies sind die Hefewürfel, wie wir sie heute kennen. Das Problem der Bäcker war somit gelöst.

Aufgrund seiner Verdienste um das Brau- und Backgewerbe sowie seines sozialen Engagements – unter anderem stiftete er in Wien ein Krankenhaus, das Mautner Markhof’sche Kinderspital – erhielt er eine Vielzahl von Auszeichnungen. So wurde er 1872 von Kaiser Franz Joseph in den Adelsstand erhoben. Er war Ehrenbürger der Stadt Wien sowie vier weiterer Städte.


Als Adolf Ignaz die Brauerei 1876 an seinen Sohn, meinen Ururgroßvater Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof übergab, lag der Jahresausstoß von Sankt Marx bei 252.000 Hektoliter.

Carl Ferdinand konnte die Produktion bis zu seinem Tod im Jahr 1896 noch auf 550.000 Hektoliter steigern. Das Bier wurde in viele Länder Europas exportiert. Sankt Marx war die drittgrößte Brauerei auf dem europäischen Kontinent und auch ein Vorbild in Bezug auf die Sozialleistungen, die den damals über 1000 Mitarbeitern zugute kamen. Dazu gehörte unter anderem die Errichtung von günstigen Arbeiterwohnungen.

Mein Urgroßonkel, Victor Ritter Mautner von Markhof, folgte seinem Vater in der Leitung der Brauerei nach, besaß jedoch nicht das gleiche kaufmännische Geschick. Im Jahre 1913 fusionierte er die Brauerei Sankt Marx mit zwei Konkurrenzbetrieben.

Der sagenhafte Aufstieg der Mautners von ,kleinen böhmischen Juden‘ zu einer der angesehensten Familien Wiens erzeugte leider auch Neid und Missgunst. Antisemitische Anfeindungen fanden ihren Weg bis in die Wiener Presse. 

 

Im Jahr 1935 gelang es der Familie, die Vereinigten Brauereien zurückzukaufen. Doch 2002 zogen sich auch die letzten Familienmitglieder endgültig aus den Nachfolgeunternehmen der Brauerei zurück.


Münchner Bier


Was hat das alles nun mit München zu tun? Mein Vater wurde zwar in Wien geboren, ich selbst bin jedoch Münchner. Die Familie des Vaters meines Vaters stammte ursprünglich ebenfalls aus München. Daher wurde mein Familienname Prelinger auch der Name der neuen Münchner Brauerei.

Wenn ich mir nun den Münchner Biermarkt anschaue, frage ich mich, was aus den großen Münchner Bierdynastien geworden ist, den Sedlmayers, Pschorrs, Breys und Wagners. Bis auf eine Ausnahme sind sie alle aus dem Braugewerbe ausgestiegen. Ihre Brauereien gehören heute ganz oder teilweise zu internationalen Großkonzernen. Heute gibt es in München elf Brauereien, vier große (mit unterschiedlichen Marken), eine mittelgroße und sechs Mikrobrauereien, und das bei einer Einwohnerzahl von 1,5 Millionen. 1819 waren es noch 62 Brauereien bei nur 60.000 Einwohnern. In der Sendlinger Straße, der Neuhauser Straße und im Tal reihte sich eine Brauerei an die andere. Heute trinken immer mehr Münchner Bier aus dem Umland. Dabei ist doch München die ,Bierhauptstadt der Welt‘. Aber ist sie das überhaupt noch zu Recht?"

image003.jpg

Adolf Ignaz

Ritter Mautner von Markhof

image002.jpg

Carl Ferdinand

Ritter Mautner von Markhof

image004.jpg

Victor

Ritter Mautner von Markhof

Familienwappen Mautner Markhof.png

Familienwappen

© 2019 by Prelinger Bräu München

bottom of page